Vergleich der bekanntesten NeoBroker 2022

Smartphone mit Brokersoftware und daneben Kleingeld

Die NeoBroker haben den Markt der Depotbanken in den letzten Monaten sehr aufgewirbelt. Die traditionellen Mitbewerber reagieren erst langsam auf die neue Konkurrenz. Den Anfang hatte RobinHood in den USA gemacht. Aber auch hierzulande gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Anbietern. Einige davon stelle ich in diesem Vergleich der NeoBroker einmal vor.

Trade Republic

Vergleich der NeoBroker: Trade Republic Logo

Trade Republic war einer der ersten neuen Broker, die das Geschäftsmodel von RobinHood in Deutschland etablieren wollten. Und momentan sieht es so aus, als ob man damit auch recht erfolgreich ist. Während zu Beginn nur eine sehr überschaubare Anzahl an Wertpapieren angeboten wurde, bekommt man nun eine ausreichend große Auswahl. Dabei werden Aktien und ETFs angeboten, aber auch Kryptowährungen und Derivate. Der Handel findet über LS Exchange statt, was den meisten Nutzern aber egal sein dürfte.

Die Kosten sind sehr überschaubar. Jede Order kostet 1,- Euro. Allerdings sind Sparpläne kostenlos, haben aber eine Mindestorder pro Ausführung von 10,- Euro. Diese sind nicht nur auf ETFs begrenzt. Man kann hier auch einen Sparplan für eine bestimmt Aktie anlegen. Negativzinsen für nicht-investiertes Kapital fällt nicht an.

Gestartet ist Trade Republic nur mit einer Smartphone-App. Diese ist auf das wesentlich reduziert und vom Funktionsumfang sehr überschaubar. Es geht eben hauptsächlich darum, schnell Wertpapiere kaufen und verkaufen zu können. Dabei geht die Übersichtlichkeit ein wenig verloren, wenn man zum Beispiel einen Überblick über sein Depot haben möchte. Zusätzlich zu der App gibt es jetzt auch ein Webfrontend. Parallel dazu können nun auch Drittanbieter wie Multibanking-Apps darüber die Daten in ihre Anwendungen importieren, wo man deutlich mehr Auswertungsmöglichkeiten hat.

BUX

BUX Zero: Investiere in Aktien – Apps bei Google Play

BUX ist sogar noch ein wenig länger als Trade Republic unterwegs. Am Anfang hatte man sich aber auf eine Art Test-App fokussiert, bei der man mit Spielgeld handeln konnte. Mittlerweile ist das aber Vergangenheit und man kann auch hier ganz normal Wertpapiere handeln. Allerdings ist die Auswahl deutlich beschrankter als bei anderen. Als Besonderheit hat BUX noch CFDs im Angebot. Der Handelsplatz wird dabei von einem automatischen System ausgewählt, auf das der Nutzer keinen Einfluß hat.

Die Kostenstruktur ist ein wenig komplexer. Je nachdem, ob man US- oder europäische Aktien handelt und ob diese gleich oder als Zero-Order zu einem festen Zeitpunkt ausgeführt werden, fallen keine oder 1,- Euro Gebühr an. Bei US-Aktien kommen noch Kosten für die Währungsumrechnung dazu. Auch Sparpläne kosten pro Ausführung 1,- Euro.

BUX setzt ausschließlich auf Apps. Dabei kommt für den CFD-Handel eine andere App (BUX X) zum Einsatz als bei den restlichen Wertpapieren (BUX Zero). Kryptowährungen lassen sich mit einer weiteren App handeln, die aber noch nicht in Deutschland verfügbar ist. Der Aufbau der App ähnelt sehr der von Trade Republik. Das ist kein Wunder, haben sich beide doch an der Robinhood-App orientiert. Allerdings fällt auf, dass BUX viele Hintergrundinformationen anbietet. Mit diesem Contentangebot will man sich wohl von der Konkurrenz absetzen.

Scalable Capital

Vergleich der NeoBroker: Scalable Capital Logo

Auch Scalable Capital ist schon ein wenig länger dabei. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern setzt dieses Team nicht alleine auf Brokering. Man kann hier auch sein Geld einem sogenannten Roboadvisor anvertrauen, der dann anhand eines Algorithmus das Geld auf verschiedene ETFs verteilt. Wählt man aber den Brokerbereicht, hat man eine sehr große Auswahl an Aktien, ETFs, Kryptowährungen und anderen Anlagemöglichkeiten.

Die Kosten sind sehr übersichtlich. ETFs sind immer kostenfrei, Aktien und Kryptowährungen nur im Sparplan, ansonsten zahlt man 0,99 Cent pro Order. Für den ambitionierten Anleger bietet Scalable Capital auch ein Premium-Abo an, bei dem die Ordergebühr entfällt, wenn man mindestens 250,- Euro anlegt. Dieses Abo kostet dann mindestens 2,99 Euro im Monat. Somit lohnt es sich ab 4 Order im Monat.

Handeln kann man sowohl über die App als auch über das Webfrontend. Wie BUX und Trade Republic ist die App eher einfacher gehalten, bietet aber schon einiges an Auswertung an. Mehr bekommt man dann im Webfrontend, was dann schon den professionelleren Trader anspricht.

justTRADE

Vergleich der NeoBroker: justTRADE Logo

Relativ frisch dabei ist justTRADE. Der Anbieter ist seit 2019 in Deutschland aktiv und setzt seinen Fokus deutlich mehr auf den professionellen Anwender. Es gibt eine große Auswahl an den verschiedenen Wertpapierarten wie Aktien, ETFs, Zertifikate und ähnliches. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe an Kryptowährungen. Außerdem kann der Anwender hier wählen, über welchen der angebotenen Handelsplätze er seine Order abwählt.

justTRADE ist sicher mit der günstigste Broker. Es werden nämlich gar keine Gebühren erhoben. Dafür gibt es einen Mindestorderwert von 500,- Euro (50,- Euro bei Kryptowährungen). Und ab einer bestimmten Höhe fallen Negativzinsen auf nicht-investierte Beträge an.

Gehandelt werden kann sowohl über die Apps als auch über das Webfrontend. Diese beinhaltet deutlich mehr Informationen als viele andere Anbieter. Im Web gibt es sogar eine Exportmöglichkeit der Daten. Auch hier zeigt sich wieder, dass das Zielpublikum als eher Fortgeschritten angesehen wird.

finanzen.net ZERO

Vergleich der NeoBroker: finanzen.net ZERO Logo

Auch Axel Springer möchte mit seiner Tochter finanzen.net im Bereich der NeoBroker mitmischen und bietet mit dem Angebot Finanzen.net ZERO seit dem letzten Jahr ebenfalls ein Depot an. Dazu hat man Gratisbroker übernommen. Die Auswahl an Wertpapieren ist ordentlich, aber sicher noch ausbaufähig. Dafür hat man neben Aktien und ETFs auch Kryptowährungen und andere Produkte wie Optionsscheine im Angebot. Und da das Angebot noch jung ist, wird es sicher auch noch ausgebaut werden.

Wie justTrade gibt es keine Ordergebühren, solange die Order höher als 500,- Euro ist. Darunter fällt eine Gebühr von 1,- Euro an. Sparpläne sind auch frei, haben aber eine Mindesthöhe von 25,- Euro.

Wie die meisten NeoBroker in diesem Vergleich steht den Kunden auch wieder eine App oder das Webfrontend zur Verfügung. Beide wirken sehr aufgeräumt und übersichtlich, bieten aber auch nicht ganz so viele Informationen wie justTrade. Dafür hat man mit der Website finanzen.net eine Menge an Inhalten und Informationen, auf die die Benutzer zugreifen können.

ING

ING Logo

Als Vertreter der etablierten Anbieter und zum Vergleich zu den NeoBrokern habe ich hier noch einmal das Angebot der ING mitaufgeführt. Als „vollständige“ Bank bietet die ING nicht nur ein Depot an, sondern auch ein kostenloses Girokonto, diverse Kredite und andere Finanzdienstleistungen. Wertpapiere können über mehrer Handelsplätze geordert werden. Die Auswahl ist hier sehr groß. Kryptowährungen bietet die ING aber noch nicht an.

Normale Order sind im Vergleich zu den NeoBrokern sehr teuer. Man zahlt mindestens 4,95 Euro plus 0,25% des Ordervolumens. Bei 500,- Euro sind das 6,20 Euro, bei 5.000 Euro schon 17,45 Euro. Dazu kommen noch Gebühren, wenn man den Handelsplatz entsprechend wählt. Interessant sind die ETF-Sparpläne. Diese sind komplett kostenlos und schon ab 1,- Euro Sparrate zu haben. So kann man auch bei geringer monatlicher Sparrate diese auf mehrere ETFs verteilen.

Ganz zeitgemäß kann man nicht nur über die Website handeln, sondern auch über die App. Diese gibt es sogar in einer eigenen iPad-Version, was die anderen NeoBroker so nicht haben. Und auch sonst merkt man, dass hier schon einige Jahre Erfahrung in die Entwicklung eingeflossen sind. Die Benutzerführung ist reibungslos und Funktionalitäten vermisst man kaum.

NeoBroker-Vergleich: Das Fazit

Bei dem Vergleich der ING zu den restlichen Kandidaten fällt schon der Unterschied zwischen den NeoBrokern und den etablierten Banken auf. Auch wenn die NeoBroker sicher noch Nachholbedarf an der ein oder anderen Stelle haben, in Punkto Kosten sind sie zur Zeit noch unschlagbar. Aber auch zwischen denen gibt es kleine, aber feine Unterschiede.

Trade Republic und BUX verfolgen sicher am konsequentesten den Ansatz, das Brokering möglichst einfach zu machen. Die Nutzer werden nicht mit vielen Funktionalitäten oder Auswertungen überfrachtet, die Einstiegshürde ist klein und durch den Mobile-First-Ansatz ist die Zielgruppe recht klar umrissen. Trade Republic ist da noch ein wenig günstiger. Dafür bringt BUX mehr Hintergrundinformationen mit.

Dagegen zielen Scalable Capital und justTRADE eher auf den schon fortgeschritteneren Anleger. Das spiegelt sich sowohl in den Kostenstrukturen als auch in den Auswertungsmöglichkeiten wieder. Der Kleinstanleger wird sich hier sicher nicht unbedingt wiederfinden. Dafür aber der ambitionierte Amateur, der mehr will, als nur seine ETF-Sparpläne verwalten.

Auch finanzen.net ZERO setzt eher auf den erfahreneren Nutzer. Das ist sicher genau die Zielgruppe, die sich auch in der Community von finanzen.net wiederfindet. Noch ist das Angebot recht jung. Man darf aber auf die nächsten Monate gespannt sein, wenn dieses noch weiter ausgebaut werden wird.

Die Nutzung der traditionellen Banken ergibt dagegen nur noch Sinn, wenn man dort sowieso schon Kunde ist. Wenn dann bestimmt Sparpläne kostenlos sind oder (wie bei der ING) sogar alle, kann man das Angebot sicher nutzen. Extra deswegen dort ein Depot zu eröffnen, ergibt für viele momentan keinen Sinn.

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