Eine der Grundlagen von Geldgeschäften lautet vereinfacht folgendermaßen: Ich leihe Dir Geld, was Du mir später zurückzahlst. Dafür bekomme ich aber noch ein wenig mehr zurück. Nach diesem Prinzip funktioniert die Kreditvergabe seit hunderten von Jahren. Und auch im Zeitalter des Internets gibt es eine Spielart davon. Diese nennt sich dann P2P-Lending.
Normalerweise legt man bei der Bank Geld an (zum Beispiel bei einem Tagesgeldkonto). Dafür bekommt man Zinsen. Die Bank kann nun das Geld nehmen und es jemandem anderen leihen, von dem es mehr Zinsen bekommt. Ein Teil dieser Zinsen muss die Bank abgeben, den Rest behält sie. Beim P2P-Lending wird der Mittelsmann (also die Bank) nun übersprungen. Die Geldverleiher geben den Kredit direkt an die Kreditnehmer und bekommen von diesen direkt die Zinsen. Damit man sich nicht um alles selber kümmern muss, hilft eine Internetplattform dabei, Geldgeber und Kreditnehmer zusammenzubringen. Diese kümmert sich um die Abwicklung und bekommt dann (normalerweise von den Kreditnehmern) eine Gebühr.
Da es aber schwierig werden kann, jemanden zu finden, der einem eine größere Summe leiht, werden die Kredite in kleinere Teile aufgespalten. So bekommt der Kreditnehmer von mehreren Geldgebern das Geld. Umgekehrt ist es so auch einfacher, sein zu verleihendes Geld auf mehrere Kreditnehmer aufzuteilen und somit das Risiko zu senken.
P2P-Lending-Hotspot Baltikum
2005 startete mit Zopa das erste dieser Unternehmen in Großbritannien. 2006 kam Prosper in den USA dazu. Mit der Zeit gab es immer mehr Firmen, wobei sich eine größere Anzahl in den baltischen Republiken befinden. In Deutschland gibt es seit dem Richtungswechsel bei Smava mit auxmoney nur noch ein Unternehmen, welches das Model aus Deutschland heraus anbietet. Allerdings können die deutschen User die Plattformen in den anderen Ländern nutzen. Und das kann sehr interessant sein. Bei auxmoney bekommt man durchschnittliche eine Rendite von 5%. Bei der Konkurrenz kann es schon mal leicht über 10% sein.
Die verschiedenen Plattformen unterscheiden sich in der Ausrichtung deutlich. Zwar gibt es immer noch welche, wo sich Privatpersonen direkt Geld leihen. Die mittlerweile größte Plattform Mintos dagegen arbeitet mit professionellen Kreditvermittlern aus aller Welt zusammen. Es gibt aber auch Plattformen, die das Geld für Immobilien vermitteln (wie Estateguru) oder auch an Unternehmen.
Je kleiner die Mindestanlage beim Verleihen ist, in umso mehr Kredite kann man investieren. Da ist das manuelle Anlegen irgendwann nicht mehr praktikabel. So bieten die meisten Plattformen mittlerweile einen Auto-Invest an. Diesem gibt man einige Parameter vor und ein Algorithmus investiert automatisch in die entsprechenden Kredite.
Bondora geht mittlerweile noch einen Schritt weiter. Anstatt in einzelne Kredite zu investieren, zahlt man das Geld nur noch in einen Fond ein und bekommt einen festgelegten Zinssatz dafür. Das Risiko ausgefallener Kredite übernimmt Bondora dabei. Dafür bekommt man auch nur noch 6,5% für sein eingesetztes Geld.
Viel Rendite bedeutet auch viel Risiko
Apropos Risiko: Wie jede Anlage, die mehr Zinsen als ein Tagesgeldkonto verspricht, ist auch bei P2P-Lending natürlich auch das Risiko größer. Im Zweifelsfall kann es zu einem Totalverlust kommen, wenn einzelne Kreditnehmer nicht bezahlen können oder sogar eine Plattform komplett pleite geht. Zumindest den ersteren Fall kann man aber vorbeugen. So hat Bondora in einer Untersuchung festgestellt, dass man ab ca. 200 verschiedenen Krediten auf deren Plattform nur noch minimale Schwankungen in der Rendite hat. Bei einer Mindestanlage von 10 Euro wären das 2.000 Euro, ab dem das Risiko deutlich geringer wird.
Einsteiger sollten sich gut überlegen, welcher Plattform sie ihr Geld anvertrauen. Größe und Alter sind natürlich gute Indizien. Trotzdem sollte man sich in den einschlägigen Foren umsehen und nach Erfahrungen suchen. Im Zweifelsfall kann man dann auf mehreren Plattformen mit kleineren Beträgen anfangen und diese mit der Zeit aufstocken.
Ein Gedanke zu „P2P-Lending als Ergänzung zum Investieren“